Ganz nach dem Motto „was lange währt, wird endlich gut“ haben wir im Mai 2022 3,5 aufregende, spannende und beeindruckende Wochen in Namibia erlebt. Bevor der ausführliche Reisebericht startet, soll es an dieser Stelle einen Kurzbericht mit ersten fotografischen Eindrücken geben. Mittlerweile ist auch der ausführliche Reisebericht fertig -> hier.
Reiseidee & Corona
Seit 2013 sind wir regelmäßig mit verschiedenen Campern auf größeren Touren unterwegs. Die ersten vier Jahre mit Mietcampern in Nordamerika, seit 2017 dann mit dem eigenen Camper in Europa. Angeregt durch Freunde und Bekannte kam irgendwann die Idee ins Spiel, mit einem Camper das südliche Afrika zu erkunden. Anfang 2019 konkretisierte sich das Ganze und wir planten für Mai 2020 eine Campertour in Namibia.
Anders als bei unseren Skandinavientouren planten wir die Route recht genau aus, d.h. wir erstellten uns eine taggenaue Planung und suchten uns auch mit sehr viel Vorlauf die Übernachtungsplätze raus. Der Großteil der Übernachtungsplätze sollten Campingplätze sein, nur in den Städten wählten wir Guesthouses. Dieser lange Vorlauf mag ungewöhnlich klingen, allerdings haben viele schöne Campingplätze nur eine Handvoll Stellplätze (sind meist an Farmen angeschlossen) und können entsprechend frühzeitig ausgebucht sein. Auch die Campingplätze in den Nationalparks können schon Monate vorher ausgebucht sein. Andererseits fanden wir das auch gar nicht so außergewöhnlich, denn in Nordamerika geht es in einigen Regionen, z.B. im Südwesten der USA, ähnlich zu.
Wir entschieden uns, die Plätze nicht selbst zu buchen, sondern unsere ausgedachte Route über eine namibische Reiseagentur buchen zu lassen. Mit „Namibia Click & Travel“ fanden wir hierfür einen sehr guten Partner, bekamen noch die eine oder andere Anregung für die Route und über diese Agentur buchten wir auch den Camper. Die Flüge buchten wir dann aber direkt bei Lufthansa.
Mitte 2019 war die Route also quasi in trockenen Tüchern, wir mussten nur noch bis Mai 2020 abwarten.
Doch dann kam alles anders.
Anfang 2020 breitete sich Covid immer stärker aus, im März der erste Lockdown mit umfassenden Reisebeschränkungen und weltweiten Rückholaktionen von Touristen. Damit war der Plan von Namibia erstmal geplatzt. Wir schoben die Reise also aufs folgende Jahr 2021. Glücklicherweise buchte Namibia Click&Travel uns den Mietwagen und alle Unterkünfte um, wir mussten uns „nur“ um die Flüge kümmern.
Wir hofften also auf Mai 2021. Im März 2021, als wir den Rest der Reise hätten bezahlen sollen, steckte Deutschland erneut in einem tiefen Lockdown. Die Impfaktion war gerade angelaufen, wir aber noch lange nicht an der Reihe. Es war uns zu unsicher, auf eine Reise im Mai zu hoffen, noch dazu ungeimpft. Also entschieden wir uns erneut, nochmal um ein knappes Jahr zu schieben. Wieder buchte uns die Agentur alles um, wir dann irgendwann auch die Flüge.
Jede der Umbuchungen nutzten wir, die Reiseroute noch ein bisschen zu optimieren und hier und da noch eine zusätzliche Übernachtung einzubauen.
Im März 2022 standen wir erneut vor der Frage – „Reise endgültig bezahlen trotz Restrisiko, dass uns Corona wieder einen Strich durch die Rechnung macht“ oder „nochmal schieben“. Wir entschieden uns für die Reise, bezahlten den Restbetrag und hofften darauf, dass wir fliegen können. Zum Glück klappte alles und wir konnten – nach fast drei Jahren Vorlauf – endlich unser Afrika-Abenteuer starten.
Reiseroute
Im Netz findet man je nach Reiselänge verschiedene Routenvorschläge. Mit dreieinhalb Wochen hatten wir recht viel Zeit, wollten aber trotzdem die Route nicht zu groß wählen, denn Namibiaist ganz schön groß und wir wollten nicht nur im Auto sitzen. Es war klar, dass der Etosha Nationalpark ein Kernstück der Reise werden sollte. Nördlichere Regionen wie den Caprivistreifen schlossen wir aber genauso aus wie die ganz südlichen Ziele (Fish River Canyon, Lüderitz).
So ergab sich eine sicher nicht ganz untypische Ersttäter-Runde mit folgenden Meilensteinen:
*** Start Windhoek – Kalahari – Tirasberge – Sesriem/Sossuvlei – Blutkuppe – Swakopmund – Spitzkoppe – Damaraland – Etosha Nationalpark – Waterberg – Windhoek ***
Wir planten dabei zur Entspannung einige Doppelübernachtungen bzw. kürzere Fahretappen ein.
Übernachtungen
Wie oben schon geschrieben, wählten wir zur Übernachtung schwerpunktmäßig Campingplätze. Hier gaben wir uns bei der Auswahl große Mühe, denn viele Plätze sind etwas Besonderes und für sich ein Highlight. Sie liegen nicht nur landschaftlich reizvoll, es werden oft auch Touren angeboten und die Stellplätze sind sehr großzügig. Wir hatten tolle Campingplätze auf Farmen (wie z.B. Kalahari Bagatelle, Mount D’Urban, Omatozu, Koiimasis), diese waren sehr gut ausgestattet. Wir waren aber auch auf Plätzen, die ganz einfach, dafür aber einsam bzw. landschaftlich besonders reizvoll waren, wie z.B. an der Blutkuppe oder der Spitzkoppe.
In den Nationalparks entschieden wir uns für die NWR-Campgrounds, weil diese eine besonders günstige Lage zum Erkunden der Parks haben. Die Plätze waren etwas zweckmäßiger und größer, haben uns aber trotzdem gefallen (Sesriem und im Etosha Nationalpark die Camps in Okaukuejo, Halali & Namutoni).
Zweimal gönnten wir uns unterwegs eine feste Übernachtung. Unser absolutes Highlight war die Übernachtung im „Barkhan Dune Retreat“, einer Lodge nördlich von Solitaire. Eine tolle Unterkunft in herrlicher Landschaft, noch dazu waren wir an diesem Tag die einzigen Gäste. Den Bungalow auf der Bambatsi Farm haben wir vor Ort ganz spontan gebucht, eigentlich hatten wir dort einen Campingplatz gebucht, aber uns stand der Sinn eher nach einer festen Unterkunft mit Verpflegung.
In Swakopmund und Windhoek haben wir auch Guesthouses genutzt und den Camper im Hof stehen gelassen.
Camper
Unseren Camper haben wir bei „Avis Safari Rental“ bezogen. Es war ein Bushcamper, also etwas komfortabler als die typischen Dachzeltcamper in Namibia. Das Auto verfügte über ein Aufstelldach als Bett, hatte eine kleine Kabine, über die man ins Bett gelangte und wo wir auch etwas Stauraum hatten. Es gab von außen zugänglich eine Art Küchenzeile mit großzügigem Kühlschrank, einer Kochplatte und etwas Stauraum.
Die Fahrerkabine war ein „Double-Cab“, so dass wir eine Rücksitzbank hatten, die wir gut für unsere Fotorucksäcke nutzen konnten. Praktisch war eine große Metallbox, die auf dem Auto angebracht war. Dort konnten wir unser Feuerholz und die Grillkohle verstauen.
Das Auto war nicht mehr das Neueste, insbesondere der Campingaufsatz schien schon in die Jahre gekommen zu sein. Trotzdem funktionierte alles recht gut und das Auto ließ uns nicht um Stich. Insbesondere waren die Auto- und Aufbaubatterien immer gut gefüllt (es gab eine Solarzelle auf dem Dach, die die Aufbaubatterie gut speiste) und wir hatten zum Glück auf der ganzen Reise keinen Reifenplatzer. Die Reifen waren bei Übernahme in einem sehr guten Zustand, allerdings hatte der Camper nur ein Ersatzreifen – wir hätten uns zwei gewünscht.
Straßen
Die Straßen in Namibia sind schon ein Abenteuer für sich. Während Gravelroads auf unseren Touren in Nordamerika oder Skandinavien eher die Ausnahme waren, sind sie in Namibia eher der Standard. Es gibt zwar auch einige asphaltierte Straßen, insbesondere rund um die größeren Orte. Von unseren ca. 3.800 gefahrenen Kilometern mussten wir über zwei Drittel auf Schotterstraßen fahren. Dabei muss man sagen, dass es auch bei den Schotterstraßen große Unterschiede gibt. Einige fuhren sich recht gut fahren und die erlaubten 80km/h waren realistisch. Andere waren in teilweise katastrophalen Zustand – Waschbrett, extrem sandig oder auch mit unzähligen Schlaglöchern übersät. Für einige der Straßen war es notwendig, einen 4×4-Antrieb zu haben (hatten wir).
Das Schöne an den Gravelroads war, dass sie landschaftlich meist sehr reizvoll waren und es so gut wie keinen Verkehr gab. Es war kein Problem, auch mal am Straßenrand anzuhalten. Wenn es auf diesen Straßen allerdings Gegenverkehr gab oder man überholt wurde, war man direkt länger in eine mächtige Staubwolke eingehüllt.
Landschaft
Die Landschaft in Namibia ist sehr vielfältig und beeindruckend. Hügelige Gegenden, Plateauberge, rote Steine, Dünen, Meer, Wüste, aber auch grüne Wälder wechseln sich ab. Nur wenige Straßenabschnitte (insbesondere rund um Swakopmund) waren eher öde, das meiste war wirklich richtig sehenswert. Nicht nur tagsüber war die Landschaft sehr sehenswert. Wenn es gegen 19 Uhr stockdunkel wurde, eröffnete sich über uns ein wunderschöner Sternenhimmel und ein Blick auf die Milchstraße wie wir es bisher nirgends auf der Welt erlebt haben.
Hier nur eine kleine Auswahl der landschaftlichen Vielfalt – mehr dann im ausführlichen Reisebericht.
Tiere
Die Tiere in Namibia sind natürlich eines der Highlights auf solch einer Reise. Wir erlebten sie intensiv bei Gamedrives auf den Farmen, spontan am Straßenrand, unerwartet auf den Campingplätzen und ganz intensiv auf unserer 5-tägigen Etosha-Tour. Uns faszinierten die Säugetiere, insbesondere Elefant, Giraffen und die Raubkatzen, am meisten. Aber auch Gnu, Zebra, Oryx, Springbock & Co. ließen uns immer wieder anhalten und die Kamera zücken. Auf den „zweiten Blick“ entdeckte man aber auch viele ausgefallene Vogelarten. Begegnungen mit unliebsamen Spinnen oder Schlangen blieben zum Glück die Ausnahme.
Auch hier nur eine kleinere Auswahl der Tierfotos. Mehr dann im Reisebericht.
Wetter
Dass wir uns bei unserer Reise schwerpunktmäßig für den Mai entschieden hatten, lag maßgeblich am zu erwartenden Wetter. Der Mai gilt in Namibia als Beginn der Trockenzeit. Da es auf den Winter zugeht, soll es im Mai tagsüber nicht mehr ganz so warm sein, die Nächte aber noch nicht so kalt wie in den Wintermonaten Juli/August.
Vor Ort erlebten wir dann tatsächlich dreieinhalb komplett trockene Wochen mit fast immer wolkenfreiem Himmel, es war sehr sonnig. Gerade am Anfang waren die Temperaturen höher als wir es erwartet hatten. Tagsüber war an vielen Tage mehr als 30 Grad angesagt (in der Sonne entsprechend heißer). Rund um Swakopmund und am Waterberg erwischten wir einige kühlere Tage mit 20-25 Grad.
Die Nachttemperaturen schwankten recht stark auf unserer Reise. Wir hatten Nächte, wo es um Mitternacht noch 26 Grad hatte und auch danach kaum abkühlte (Sesriem), aber auch Nächte, wo das Thermometer in den niedrigen einstelligen Bereich absackte (Waterberg).
Die hohen Tagestemperaturen und die pralle Sonne machte uns gerade in der Anfangszeit etwas zu schaffen und führte auch dazu, dass wir die eine oder andere Wanderaktivität, die wir angedacht hatten, ausfallen ließen.
Insgesamt war es aber sehr angenehm, einen Urlaub zu erleben, wo Regen mal überhaupt keine Rolle gespielt hatte.
Preise
Namibia ist kein besonders teures Reiseland, aber ein Schnäppchen ist es sicher auch nicht. Die Campingplätze werden pro Person gezahlt, hier gab es recht große Schwankungen. Kleinere Farmcampingplätze waren (trotz guter Ausstattung) am preiswertesten, die Plätze in den Nationalparks trotz einfacherer Ausstattung eher teuer. In den Nationalparks kam dann noch die Gebühr für den Park oben drauf.
Benzin war deutlich billiger als in Deutschland, aber muss wohl – wie überall weltweit – durch den Ukrainekrieg in den letzten Wochen deutlich teurer geworden sein (ca. 20,50 NAD/Liter).
Lebensmittelpreise empfanden wir für viele Produkte ähnlich teuer wie in Deutschland, einiges billiger (z.B. Brot), einiges teurer (Kosmetikartikel).
Als europäischer Tourist kann man sich die Sachen sicher gut leisten. Wir haben uns aber öfter gefragt, wie die einheimische Bevölkerung mit diesen Preisen klar kommt. Viele haben uns berichtet, dass es durch die laufenden Krisen wie Corona (viele haben ihren Job verloren) und den Krieg in der Ukraine (Lebensmittel und Benzin sind deutlich teurer) schon sehr schwer geworden ist. Da kann man nur hoffen, dass der endlich wieder angelaufene Tourismus dem Land und seiner Bevölkerung helfen wird, die persönliche Situation zu verbessern.
Sicherheit
Um das Thema Sicherheit hatten wir uns im Vorfeld der Resise durchaus Gedanken gemacht. Wir haben zwar oft gehört, dass Namibia zu den sichersten Ländern in Afrika zählt, trotzdem waren wir etwas verunsichert. Zum Glück ist uns in der gesamten Zeit nichts Negatives passiert. Da gehört sicher auch immer etwas Glück dazu, wir haben aber auch einige Regeln beachtet.
So haben wir in Windhoek abends für den Weg ins Restaurant den Shuttle-Service in Anspruch genommen, statt zu Fuß zu gehen.In Swakopmund hingegen konnten wir gut ins Restaurant und zurück laufen (es war noch hell und die Entfernung zwischen Restaurant und Hotel war sehr überschaubar).
Bis auf wenige Ausnahmen haben wir uns beim Lebensmitteleinkauf aufgeteilt – Ulli ist in den Supermarkt gegangen, Eric ist im Auto geblieben. Dabei wurde er oft angebettelt, was etwas unangenehm war, aber keine unsichere Situation. Wenn wir gemeinsam in den Laden gegangen sind, hatten wir die Rücksitzbank vorher leer geräumt.
Geldautomaten haben wir unterwegs nicht genutzt, sondern hatten direkt am Flughafen eine größere Summe (ca. 500€) getauscht, das Bargeld reichte bis zum Schluss, weil vieles per Kreditkarte bezahlt werden konnte.