Tag 10: Trekkingtour durch den Jotunheimen NP – von der Memurubu über den Besseggengrat nach Gjendesheim


13.08.2018 (Mo) – Trekkingtour durch den Jotunheimen NP – Tag 3 – von der Memurubu über den Besseggengrat bzw. mit dem Boot nach Gjendesheim

Campingplatz StartZeltplatz an der Memurubu Touristenhütte
Campingplatz ZielBesseggen Fjellpark, Maurvangen
gefahrene Kilometer0
Highlights / WanderungenJotunheimen NP
Eric: Wandertour von der Memurubu über den Besseggengrat nach Gjendesheim (ca. 16km, 1140/1170 HM)
Ulli: Bootstour von der Memurubu über den Gjendesee nach Maurvangen (ca. 7km)
Wettersehr sonnig, kein Regen

*** Übersicht über unser 3-tägiges Trekkingabenteuer (Karten & technische Daten) auf dem vorherigen Reiseabschnitt ***


Heute sollte es also auf getrennten Wegen zurück nach Gjendesheim bzw. auf den Campingplatz nach Maurvangen, wo unser Camper noch stand, gehen. So hatten wir es gestern Abend nach längeren Überlegungen und Abwägungen beschlossen.

Bei bestem Wetter wachten wir in unserem Zelt direkt am Ufer des Gjendesees auf – wieder hatten wir eine sehr kalte Nacht hinter uns. Gegen 7 Uhr standen wir auf und stärkten uns erneut mit unserem „Anrührmüsli“. Das waren für diese Uhrzeit definitiv zu viele Kalorien und es kostete am zweiten Tag noch mehr Überwindung, möglichst viel davon zu essen. Für unseren Geschmack war’s auch ganz schön süß, für das nächste Mehrtages-Trekking müssen wir uns was anderes überlegen. Dann packten wir unseren Zelt- und Campingkram zusammen und füllten die Trinkblasen an der Hütte auf.

Diesmal packten wir so, dass mein (Ulli) Rucksack richtig voll war, Eric’s Rucksack möglichst leer, nur das, was er für die Besseggen-Wanderung brauchte, kam in seinen Rucksack. Der ganze Rest (vor allem Zelt, Schlafsack, Klamotten usw.) kam in den Packsack, den wir extra auf unsere Tour mitgenommen hatten und den Eric für 7 EUR mit dem Boot nach Gjendesheim schickte.

Kurz vor 8 Uhr kam das erste Schiff aus Gjendesheim an und spuckte unzählige Wander aus, die alle auf den Besseggengrat wollten. Eigentlich war ja unser Plan, möglichst früh zum Besseggengrat aufzubrechen – bevor die ersten vollen Schiffe die Wanderer von der anderen Seite brachten. Das gelang uns aber nicht, das Packen dauert halt doch seine Zeit. War aber auch nicht weiter schlimm, die „Massen“ würden sich schon auf dem Weg verteilen.

Gegen 9:15 Uhr wanderte Eric dann los, ich machte noch ein paar Fotos und wartete dann auf mein Boot, das kurz vor 10 Uhr an der Memurubu-Hütte abfuhr. In der Zwischenzeit kamen noch weitere Schiffe, alle knackvoll. Kein Wunder, war heute doch bestes Wanderwetter angesagt. Viel besser kann man die Bedingungen für diese außergewöhnliche Wanderung vermutlich nicht treffen. Angeblich sollen pro Saison ca. 30.000 Wanderer den Grat besteigen, und da die Wandersaison im Jotunheimen Nationalpark nur von Juli bis Anfang September geht, kann man sich ausrechnen, wie voll es da pro Tag wird, gerade an einem so sonnigen Tag wie heute.

Einsam würde es auf Eric’s Tour heute also nicht werden…


Wandertour über den Besseggengrat

In der Tat, einsam war’s ganz und gar nicht auf der Tour. So wie es am Vorabend am Ende der Tour steil runterging, ging es jetzt erstmal steil hoch, auf den ersten 2,5 Kilometern waren das schon über 400 Höhenmeter. Dazu war es sonnig und sehr warm, ziemlich viele Wanderer marschierten den Anstieg hinauf. Nicht alle wollten über den Besseggengrat gehen, ein nicht ganz kleiner Teil machte einfach nur einen Ausflug an der Memurubu-Hütte, um später wieder mit dem Schiff zurückzufahren.

Je höher der Weg führte, um so schöner wurde die Aussicht, allmählich wurde es auch etwas kühler, zum Wandern sehr angenehm. Regelmäßig kamen Schilder mit guten Ratschlägen für Wanderer, die etwas langsamer unterwegs waren, nach dem Motto „wenn’s bis hierher schon zwei Stunden gedauert hat, wird der Rest der Tour zu schwer.

Neben dem Gjende-See und dem Russvatnet gab es auch den Bjørnbøltjønne zu bewundern, der ebenfalls sehr hübsch am Wegesrand lag.

Ich machte regelmäßig Pausen, verzehrte die mitgebrachten Müsliriegel, bald kam auf der linken Seite der Bessvatnet in’s Sichtfeld, die Wanderung führte allmählich immer weiter hinauf. Nach ca. 3h war es soweit und ich kam an die etwas spektakuläre und oft fotografierte Stelle, wo es einerseits ziemlich steil und schmal bergauf geht, man andererseits beim Blick Richtung Memurubu auf der rechten Seite den Bessvatnet, auf der linken Seite den Gjende-See sieht. Wirklich ein sehr hübsches Motiv, für mich aber eigentlich nicht der schönste Blick auf der Tour.

Man liest ja öfter darüber, dass der Besseggen-Grat sehr schmal und steil ist. Ich bin nun sicherlich nicht der König der Schwindelfreiheit, vermutlich ist es auch ein bisschen von der Tagesform abhängig, ich hatte jedenfalls an diesem Tag kein Problem, den Grat hinaufzukraxeln. Man muss natürlich auch berücksichtigen, das alles total trocken war, die Felsen waren absolut griffig, zu rutschen gab’s da nix. Außerdem geht’s von der Memurubu nach Gjendesheim den Grat hinauf, definitiv auch leichter als ihn runter zu steigen. Wer ein bisschen empfindlich ist, macht die Wanderung also in dieser Richtung. In der Gegenrichtung bei Nässe den Grat hinunterzusteigen ist definitiv ein anderer Schnack.

Weiter oben wird die Wanderung ein bisschen ereignisloser, für circa eine Stunde geht es über Geröll und es ist nicht wirklich spektakulär, dann führt eine Abzweigung nach links Richtung Bessheim, irgendwann sieht man dann rechts wieder den Gjende-See und stellt fest, dass es bis nach Gjendesheim noch ein paar Höhenmeter runtergeht, es sind ungefähr 700.

Beim Abstieg gibt es wieder schöne Ausblicke, gleichzeitig muss man schauen wo man hintritt, weil’s doch ziemlich steil und geröllig bergab geht. Eine Stunde später kam ich an der Stelle vorbei, wo wir zwei Tage vorher Richtung Russvatnet abgebogen waren, dann war es noch ein halbes Stündchen bis hinunter nach Gjendesheim, wo Ulli mich schon erwartete.
Ca. 15:30 kam ich in Gjendesheim an, inklusive Pausen war ich ungefähr 6:15h unterwegs. Insgesamt eine tolle Wanderung, ohne schweres Gepäck absolut zu empfehlen.


Bootsfahrt über den Giendesee & Ankommen am Campingplatz

Während in Richtung Memurubu unzählige Wanderer mit dem Boot ankamen, waren es gerade einmal sechs Leute, die zusammen mit mir, Ulli, die Fahrt nach Gjendesheim antraten. Das Ticket für die Tour gab es ganz unkompliziert für 160 NOK und Kreditkartenzahlung auf dem Boot (bar wäre es auch gegangen). Auch wenn die Fahrt nur ca. 20 Minuten dauerte, war sie wirklich beeindruckend schön.

Das Schiff fährt parallel zum Besseggengrat entlang und man bekommt ganz schön Respekt vor diesem hohen und langgezogenen Bergrücken.  Eric’s Packsack kam auch mit an Bord und wurde dann in Gjendesheim zusammen mit einigen anderen Rucksäcken deponiert, um sie später von ihren Eigentümern abholen zu lassen. Ich hatte mit meinem eigenen Gepäck definitiv genug zu schleppen, heute war es nochmal ein bisschen mehr als an den beiden vorherigen Tagen. In Gjendesheim angekommen schaute ich mich noch ein bisschen um und beobachtete den Trubel, marschierte dann irgendwann die drei Kilometer zum Campingplatz zurück.

Unser Camper stand noch wohlbehalten auf dem Parkplatz (wir durften ihn während unserer Tour abstellen dort für 50 NOK pro Nacht abstellen) , ich buchte noch eine weitere „richtige“ Nacht auf dem Campingplatz und parkte das Auto um. Um diese frühe Uhrzeit hatte ich noch freie Auswahl und entschied mich für einen Platz am Rand, wo man recht ungestört und ohne „drohende“ Nachbarn gut stand. Später würde es hier bestimmt voll werden…

Erstmal wurden die Füße hochgelegt, ein bisschen gesonnt, geduscht und der Rucksack ausgepackt. Außerdem wurde der Schweden-Reiseführer erstmals gelesen, denn leider zeichnete sich ab, dass das Wetter nicht so schön bleiben würde und wir dachten erstmals darüber nach, ggf. unsere angedachte Route zu ändern und mehr Zeit in Schweden – bei hoffentlich besserem Wetter – zu verbringen.

Zwischendurch gab es immer mal ein Foto und ein Status-Update per Whatsapp von Eric und ich hatte eine Idee, war er gerade war. Von meinem Campingstuhl aus hatte ich freien Blick auf den Besseggengrat – das war schon witzig.

Als Eric dann nur noch 4km zu gehen hatte, machte ich mich mit zwei Thermosbechern frisch gekochtem Kaffee, Keksen und einem großen leeren Rucksack auf den Weg zurück nach Gjendesheim, um ihn dort in Empfang zu nehmen. Ich beobachte alle Wanderer, die den Weg runter kamen, irgendwann war auch Eric dabei. Was für eine Leistung! Wir genossen den Kaffee und sonnten uns noch etwas am Hafen. Packten dann den Packsack in den leeren mitgebrachten Rucksack um, und nahmen die letzten 3 km zum Maurvangen Campingplatz in Angriff.

Gegen 16:30 waren wir zurück, machten es uns gemütlich und ließen nochmal die Eindrücke der tollen 3-Tages-Tour auf uns wirken. Was für ein schönes Abenteuer in einer grandiosen Landschaft!


Eric’s Track über den Bessegengrat (der heutige Tag ist der hellblaue Abschnitt) und das Höhenprofil:


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3 Kommentare

  1. Wow, was sind das für Hammerbilder vom Grat. Die Seen auf verschiedenen Höhen und die Wasserfarben, unglaublich. Ein toller Tag, für euch beide.
    liebe Grüße
    Sonja

    • Liebe Sonja,
      ja, das sind tolle Bilder. Ich war ja leider nicht dabei, aber wenn es sich irgendwann nochmal ergibt, würde ich diese Wanderung gern nachholen. Jetzt weiß ich ja auch, dass sie gut machbar ist 😉

      Liebe Grüße, Ulli

  2. jaaa, da kommt Reiselust auf. Ich habe von 1970 bis 1990 etliche Wanderungen in Jotunheimen gemacht. Mich schrecken heute die vielen Wanderer in den Hütten ab. Ich möchte jetzt mit 70 nochmal den Besseggen bewandern und mich oben sattsehen an dieser grandiosen Natur. Es wird alles für mich beschwerlicher sein, ich wander mit vielen Pausen, ohne Eile, nicht von Hütte zu Hütte, aber ich möchte eine Nacht oben bleiben mit Blick auf Gjendesee und Bessvatnet. Kann mich jemand davon abhalten nur mit einem dicken Schlafsack alleine dort oben die Nacht zu verbringen? Zelt und Gedöns hochschleppen geht nicht mehr. Nur ich und diese Natur. Das wäre mein Wunsch.

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